Jochen Golz: Goethe und Schubert . Ein Verhältnis zwischen Legende und Wirklichkeit

Alte Aula Arnsburger Gasse, Wetzlar, Obertorstraße 20

 

Vortrag von Prof. Dr. Jochen Golz (Weimar): Goethe und Schubert – Ein Verhältnis zwischen Legende und Wirklichkeit

       

Franz Schubert (Porträt von W. A. Rieder, 1875, nach einer Aquarellvorlage von 1825) / Autographe Reinschrift des Erlkönig D 328 im Liederheft für J. W. v. Goethe

 

Nicht aus der Welt zu schaffen ist die Legende, dass Goethe Schuberts musikalisches Genie verkannt, ihn ins Nichts zurückgestoßen habe, während alle Welt heute wisse, welches Unrecht dem Komponisten widerfahren sei. Doch dem Licht der Historie hält diese Legende nicht stand. Schubert selbst hat die Sendung seiner Liedkompositionen und einen Begleitbrief seinem Freund Josef von Spaun überlassen, der dem 19-jährigen Liedschöpfer darin übertriebenes Lob spendet und die zugrunde liegenden Gedichte Goethes zu Objekten musikalischen Experimentierens erklärt. Dass ein solcher Brief Goethes Lust nicht erhöht hat, sich den Vertonungen zu widmen, liegt auf der Hand; wir wissen auch nicht, ob er sich die Lieder wirklich hat vorspielen lassen. Immerhin hat er die Sendung zurückgeschickt.

Objektiv betrachtet konnte Goethe aus anderen Gründen keinen Gefallen an Schuberts Tonsprache finden, war er doch durch die Vertonungen seines Freundes Zelter auf das schlichte Strophenlied eingeschworen. Das kann man bedauern, muss es aber historisch erklären und verstehen. Natürlich wissen wir heute um die Genialität von Schuberts Vertonungen, doch darf uns das nicht dazu verleiten, auf Goethes Reagieren mit unseren Augen zu blicken. Schuberts Goethe-Verehrung hat das Schweigen aus Weimar keinen Abbruch getan. All dies soll im Vortrag dargestellt werden.

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Nach einem Studium der Germanistik und Indonesienkunde war Jochen Golz Lektor im Aufbau-Verlag Weimar, 1978-1990 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für klassische deutsche Literatur an den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten in Weimar, dann Direktor für Edition und Forschung an der Klassik Stiftung Weimar und später Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs an der Klassik Stiftung. Von 1999-2019 war Prof. Golz Präsident der Goethe-Gesellschaft Weimar und ist nunmehr deren Ehrenpräsident.

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Der Vortrag von Prof. Golz ist Teil der 1. Wetzlarer „Schubertiade“, die neben Vorträgen und einem Themen-Spaziergang hochkarätige Konzerte bietet: Am Donnerstag, 5. Juni spielt der Pianist Wigbert Traxler in der Musikschule einen Klavierabend mit Werken von Franz Schubert und am Samstag, 7. Juni ist der international bekannte Tenor Julian Prégardien (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Julian_Prégardien) mit seinem langjährigen Begleiter, dem Pianisten Daniel Heide, zu Gast; mit ihrem Goethe-Liederabend in der Kreuzkirche Wetzlar eröffnet zugleich der Kultursommer Mittelhessen 2025.

 

Cora Chilcott: „Stern der dämmernden Nacht“ Eine poetische Annäherung an Goethes „Werther“

Stadt- und Industriemuseum Wetzlar, Lottestraße 8-10

„Stern der dämmernden Nacht“ – Eine poetische Annäherung an Goethes „Werther“

Szenische Collage mit Musik von und mit Cora Chilcott

Bild: Michael Joch (c) https://www.corachilcott.de/werther

Im Jahre 1774 erschien Goethes aufsehenerregender Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“, der ihn schlagartig in ganz Europa berühmt machen sollte. „Die Wirkung dieses Büchleins war groß, ja ungeheuer, und vorzüglich deshalb, weil es genau in die rechte Zeit traf. Denn wie es nur eines geringen Zündkrauts bedarf, um eine gewaltige Mine zu entschleudern, so war auch die Explosion, welche sich hierauf im Publikum ereignete, deshalb so mächtig, weil die junge Welt sich schon selbst untergraben hatte, und die Erschütterung deswegen so groß, weil ein jeder mit seinen übertriebenen Forderungen, unbefriedigten Leidenschaften und eingebildeten Leiden zum Ausbruch kam.“ (Goethe in „Dichtung und Wahrheit“, Teil III) Der Faszination, die von diesem großartigen Text ausgeht, können wir uns auch heute nicht entziehen, zeigt er doch auf poetische Weise Parallelen zur Gegenwart auf!

Zeitlose und prägnante Versatzstücke aus Goethes „Werther“-Roman stehen im Mittelpunkt dieser szenischen Collage der Berliner Sängerin und Schauspielerin Cora Chilcott, die sich ebenso aus rezitierten oder vertonten Gedichten verschiedener Schaffensperioden speist. Dabei suchen sich die zündenden und aufrührenden Gedanken, die melancholischen Weltschmerz und unerfüllte Liebessehnsucht bergen, in den Gefilden der Natur und spiegeln allegorisch Gedanken und Gefühle der geplagten Seele des Protagonisten.

 

Dieser Abend ist eine gemeinsame Veranstaltung mit der Goethe-Gesellschaft Ludwigsburg, die im Mai 2025 in Wetzlar zu Gast sein wird. Der Eintritt ist frei.

 

Dr. Wolfgang Keul: „Ich wollte dir ein Liebeslied schreiben …“

Phantastische Bibliothek Wetzlar

Vortrag mit Rezitationen

Dr. Wolfgang Keul (Aßlar): „Ich wollte dir ein Liebeslied schreiben … .“ – Ein Streifzug durch die deutschsprachige Liebeslyrik

Dû bist mîn, ih bin dîn. / Des solt dû gewis sîn.
Dû bist beslozzen / in mînem herzen,
verlorn ist das sluzzellîn: / Dû muost ouch immêr darinne sîn.“

Anonym, Ende des 12. Jahrhunderts

So dichtete wahrscheinlich eine Frau bereits um das Jahr 1200. Vom Hochmittelalter bis in die Gegenwart spannt sich in zahllosen lyrischen Gedichten die Liebe als unermessliches Thema in immer neuen Variationen. Dabei schöpfen die Autoren und Autorinnen häufig aus ihrem subjektiven Erleben, das sie umgestalten, poetisch verfremden, in allgemeine Aussagen kleiden. –  Mehr oder weniger verschlüsselt treten die realen Persönlichkeiten hinter der künstlerischen Gestaltung zutage – je nachdem, wie groß oder gering die Scheu ist, das Innere vor der Öffentlichkeit auszubreiten, oder umgekehrt das Bedürfnis, für relevant Erachtetes zu vermitteln. Wie unverhüllt bieten sich die jeweiligen Charaktere dar, wie verborgen bleiben sie hinter der poetischen Verfremdung? Der Vortrag versucht, vier unterschiedliche Bewältigungen eigener Erfahrungen zu erhellen – von Johann Wolfgang Goethe, Annette von Droste-Hülshoff, Bertolt Brecht und Marie Luise Kaschnitz.

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Wolfgang Keul stammt aus Aßlar. Er besuchte die Goethe-Schule in Wetzlar und legte dort das Abitur ab. Danach studierte er an der Justus-Liebig-Universität Gießen Deutsch und Geschichte und wurde im Fach Geschichte promoviert. Beruflich unterrichtete er seine Studienfächer an der Goetheschule und bekleidete dort eine Funktion in der Schulleitung. Derzeit arbeitet er an einer Publikation über die Gestaltung historischer Ereignisse in fiktionalen Texten.

 

Volker Hofmann: Goethe als Großvater

Phantastische Bibliothek Wetzlar

Vortrag von Prof. Dr. Volker Hofmann (Halle): „Kinder sind die allerbesten Erzieher …“ – Goethe als Großvater

(im Anschluss an die Jahreshauptversammlung am 24. März 2025

Der Vortrag beleuchtet das Verhältnis von Goethe zu Kindern allgemein und insbesondere zu seinen Enkeln; es geht also um die Jahre 1818 bis 1832. Der Referent hat sich über längere Zeit mit dem Thema beschäftigt und in der Klassikstiftung Weimar Gelegenheit gehabt, Einblicke in die Tagebücher, Briefe und weitere schriftliche Zeugnisse der Enkel zu erhalten, die noch weithin unbekannt sind. Dabei konnte er zum Teil überraschende Erkenntnisse gewinnen. Diese besondere Seite des Dichters möchte uns Volker Hofmann in seinem Vortrag mitteilen, denn der Umgang mit den Jüngsten liegt ihm als ehemaligen Kinderchirurgen besonders am Herzen.

Volker Hofmann wurde 1939 in Dresden geboren und nach dem Medizinstudium in Leipzig Landarzt im Erzgebirge. Ab 1965 folgten die Facharztausbildung in der Kinderchirurgie in Leipzig sowie der Aufbau einer kinderchirurgischen Klinik im kirchlichen Krankenhaus St. Barbara in Halle/Saale. Volker Hofmann verfasste Lehrbücher für Ultraschalldiagnostik im Kindesalter, medizinhistorische Arbeiten zum 16. Jahrhundert und 2018 die Autobiografie: „Er aber zog seine Straße fröhlich“.

Walther Wolfgang von Goethe (1818–1885), Zeichnung von Louise Seidler (1824)

Wolfgang Maximilian von Goethe (1820–1883), Zeichnung von Johann Joseph Schmeller (1830)

 

Alma von Goethe (1827 – 1844), Zeichnung von Louise Seidler (1844)

 

Jahreshauptversammlung für das Geschäftsjahr 2024

Phantastische Bibliothek Wetzlar

Jahreshauptversammlung 

Tagesordnung:

  1. Bericht der Vorsitzenden
  2. Bericht der Schatzmeisterin und der Kassenprüfer
  3. Neuwahl des Vorstands
  4. Nachwahl eines Kassenprüfers
  5. Anträge

  Anträge zur Beschlussfassung in der Jahreshauptversammlung sind bis spätestens 10.02.2025 beim Vorstand einzureichen!

  1. Anfragen und Verschiedenes

Diese Ankündigung gilt als satzungsgemäße Einladung, da die vorliegende Programmübersicht an alle Mitglieder verschickt wird.

Vortrag von Axel Kahrs: „Klopstock!“

Axel Kahrs (Lüchow im Wendland): „Klopstock!“

Die „Werther.Welten“-Ausstellung in Wetzlar lud die Besucher zum Nachspielen der berühmten „Klopstock“-Szene am Ballsaal-Fenster samt Wetterleuchten ein – zu Recht: Der tränenselige Einklang von Lotte und Werther, herbeigeführt durch den Ausruf „Klopstock!“, zählt zu den Höhepunkten des Briefromans. Nun hat der Literaturwissenschaftler Axel Kahrs in seinem neuen Essay „Klopstock? – Natürlich!“ einmal nachgefragt, was es genauer auf sich hatte mit dem Dichter, der zum vielzitierten Schwarm der damaligen Jugend wurde und dem der frühe Bestseller „Messias“ gelang.

Friedrich Gottlieb Klopstock, Gemälde von Jens Juel, 1779 (Gleimhaus, Halberstadt)

 

Axel Kahrs, geboren 1950, Literaturwissenschaftler, lehrte an der Leuphana Universität Lüneburg Kulturwissenschaften und hat zur Literaturtopographie Deutschlands publiziert wie auch über die Schriftsteller Arnold Stadler, Andreas Maier oder Guntram Vesper.

Matinee zum Jahresanfang 2025

Alte Aula Arnsburger Gasse, Oberstorstraße 20, Wetzlar.

Einladung zur Neujahrsmatinee der Wetzlarer Goethe-Gesellschaft mit Edgar Reinhardt

Die Wetzlarer Goethe-Gesellschaft lädt herzlich ein zur Neujahrsmatinee am Sonntag, den 19. Januar 2025, um 11:00 Uhr in die Aula Arnsburger Gasse, Oberstorstraße 20, Wetzlar.

 Edgar Reinhardt

Anlässlich des 150. Geburtstags von Thomas Mann liest Edgar Reinhardt (Lich) dessen Erzählung „Schwere Stunde“. Darin beschreibt Thomas Mann einen fiktiven Moment im Leben Friedrich Schillers: In einer kalten Dezembernacht des Jahres 1796 ringt der kranke Dichter in Jena mit den Qualen seines kreativen Schaffens. Neidvoll blickt Schiller dabei zu jenem großen Mann, der so bequem und warm in Weimar wohnt: Goethe. Obwohl in der Erzählung weder Schiller noch Goethe beim Namen genannt werden, ist klar, wen Thomas Mann in seiner Erzählung meint –  nämlich immer auch sich selbst.

Nach der Lesung stoßen wir in geselliger Runde auf das neue Jahr an.

Kostenbeitrag 5 Euro.

Die Veranstaltung „Der neue Paris“, Papiertheater mit Ulrike Richter, wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.

 

 

Ausstellung in Garbenheim „Werther und Wahlheim“

Heimatmuseum Garbenheim, Untergasse 3, 35583 Wetzlar

„Werther und Wahlheim“

Werther-Ausstellung zu Garbenheim und der Natur

 (c) Wanderbroschüre „Goetheweg“

Jeder 1. Sonntag im Monat von 15-17 Uhr vom 1. September 2024 bis Ende August 2025

Ort: Heimatmuseum Garbenheim, Untergasse 3, 35583 Wetzlar

https://museen-in-hessen.de/de/museen/heimatmuseum_garbenheim

 

 

Jahreshauptversammlung für das Geschäftsjahr 2023

Phantastische Bibliothek, Turmstraße 20

Jahreshauptversammlung für das Geschäftsjahr 2023

Tagesordnung:

  1. Bericht der Vorsitzenden
  2. Bericht der Schatzmeisterin und der Kassenprüfer
  3. Nachwahl eines Kassenprüfers
  4. Anträge

Anträge zur Beschlussfassung in der Jahreshauptversammlung sind bis spätestens 1. März 2024 beim Vorstand einzureichen.

  1. Anfragen und Verschiedenes

Diese Ankündigung gilt als satzungsgemäße Einladung, da die vorliegende Programmübersicht an alle Mitglieder verschickt wird.

Im Anschluss an die Jahreshauptversammlung: 

Vortrag von Dr. Bertold Heizmann (Essen): „Werther 250. Alte und neue Leiden“

Der „Werther“ hinterlässt nicht nur in der Literaturgeschichte eine breite Spur, sondern auch in anderen Disziplinen: So spricht man in der Sozialpsychologie vom „Werther-Effekt“ und meint damit die „Nacheiferung“ des Suizids. Aber basiert dieser Ausdruck, der nicht mit dem „Wertherfieber“ verwechselt werden darf, möglicherweise auf einem fatalen Irrtum? Goethes eigene Äußerungen lassen Zweifel aufkommen. Eine Fülle von Fehldeutungen, Nachbildungen, Parodien folgte dem Erscheinen seines Romans vor 250 Jahren, und schon bald war Goethe „das Ausgraben und Sezieren [s]eines armen Werther so satt“, wie er am 7. März 1775 schrieb.

Dr. Bertold Heizmann, promovierter Literaturwissenschaftler und Vorsitzender der Goethe-Gesellschaft Essen, geht der wechselvollen Rezeption des  „Werther“-Romans nach und versucht aufzuzeigen, wie jede Generationvon der Goethezeit über Ulrich Plenzdorf bis heutesich den Stoff aneignet, umformt, verfremdet und ihn lebendig hält, indem sie eigene Pointen setzt.

 

Goetheschule:  „Ich muss Ihnen schreiben, liebe Lotte!“

Lesungen und Kurzvorträge:  „Ich muss Ihnen schreiben, liebe Lotte!“ – Briefkultur um 1800

Zum Jahresabschluss findet unsere Veranstaltung an einem sehr besonderen und für uns gänzlich neuen Ort statt: In der Mediothek der Goetheschule Wetzlar sind wir Gäste einiger dort tätiger Lernenden und Lehrenden. Sie erzählen uns vom Briefeschreiben in der Goethezeit und rezitieren ausgewählte Werke. So hören wir aus dem privaten und literarischen Briefwechsel Goethes mit Christiane Vulpius, Charlotte von Stein u. A. oder aus Goethes Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“.

Georg Weigand, wissenschaftlicher Volontär bei den städtischen Sammlungen Wetzlar, gibt uns gleichzeitig einen Einblick in die Briefkultur um 1800 unter dem Aspekt „Schreibkultur zwischen ‚Werther‘-Roman und Briefsteller“. Die Bedeutung des Briefverkehrs in der Zeit um 1800 kann dabei kaum hoch genug geschätzt werden; Briefe waren nicht nur ein Mittel, um Nachrichten auszutauschen, sondern hielten Verbindung zwischen Menschen, die weit entfernt waren. „Goethe hat wohl annähernd 24.000 Briefe bekommen. Etwa 20.000 mag er selber geschrieben haben – an mehr als 1.700 verschiedene Adressaten.“ (Albrecht Schöne)

Nach der Veranstaltung haben interessierte Mitglieder unserer Goethe-Gesellschaft zusätzlich die Gelegenheit, in einer halbstündigen Führung die 2021 neueröffnete Wetzlarer Goetheschule kennen zu lernen.

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Anmeldungen werden erbeten bei Angelika Kunkel, Tel. 06441 – 42114 oder per E-Mail an: vorstand@wetzlarer-goethe-gesellschaft.de. Treffpunkt ist der Haupteingang der Goetheschule, Aufzüge sind vorhanden, Parkmöglichkeit besteht vor dem Europabad.