Grußwort unserer Vorsitzenden zum 2. Halbjahr 2024

Mit Eifer hab‘ ich mich der Studien beflissen; / Zwar weiß ich viel, doch möcht‘ ich alles wissen

(J. W. v. Goethe, Faust, Der Tragödie erster Teil)

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Liebe Goethe-Freundinnen, liebe Goethe-Freunde,

das „Werther“-Thema begleitet uns weiterhin durch unser Jubiläumsjahr: in Form einer Theateraufführung im Lottehof, als Gesprächskonzert zur Musik im „Werther“ und in Form eines besonderen Vortrags des Präsidenten der Weimarer Goethe-Gesellschaft zum „‘Werther‘ als Brandbeschleuniger“. Außerdem möchten wir Ihnen die Ausführungen unseres Mitglieds Dr. Uwe Petry über die Geschichte des Goethe-Institutes, die bei unserer Jubiläumsfeier Anfang 2024 nicht zu Gehör kamen, nun als Lesegenuss empfehlen.

Wie immer freuen wir uns, Sie bei unseren Veranstaltungen zu begrüßen!

Im Namen des Vorstands und des Beirats

Angelika Kunkel, Erste Vorsitzende

Berichte und Reden zum 50. Geburtstag unserer Goethegesellschaft

„… ich habe eine Bekanntschaft gemacht, die mein Herz näher angeht.“ – Die Wetzlarer Goethegesellschaft feiert den Werther — und sich selbst

(Bericht von Ulrike Enke)

In festlichem Rahmen, mit Musik und hochkarätigen Reden zum Geburtstag, beging die Wetzlarer Goethegesellschaft am Sonntag, den 21. Januar, in der Alten Aula der ehemaligen Lotteschule ihren 50. Geburtstag. Anlässe zum Feiern gab es genug: Vor 275 Jahren, 1749, wurde Goethe geboren; sein Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“, der Thema und Sentiment bekanntlich Goethes Aufenthalt in Wetzlar verdankt, kann auf stolze 250 Jahre zurückblicken. 1974 schließlich wurde die Wetzlarer Goethegesellschaft ins Leben gerufen.

In ihrer gleichermaßen launigen wie informativen Ansprache erinnerte die Vorsitzende Angelika Kunkel an die Gründungsgeschichte der Gesellschaft und ließ mithilfe beeindruckender Zahlen die Exkursionen und Tagesausflüge, die Vorträge und Gesprächskreise, welche den Mitgliedern im Laufe des halben Jahrhunderts angeboten wurden, Revue passieren. Dass ein derart reichhaltiges Programm nur mithilfe eines engagierten Vorstands und dessen „besseren Hälften“ zu bewältigen war und ist, blieb nicht unerwähnt. Den Festvortrag „Aus der Erfolgsgeschichte eines Kultbuchs“ hielt gleichermaßen kurzweilig wie tiefgründig die Leiterin des Freien Deutschen Hochstifts und des Frankfurter Romantikmuseums, Frau Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken. In ihrem „Werther“-Vortrag erinnerte sie nicht nur an die Werther-Rezeption, wobei sie auch einen Blick nach China und die dortige Goethe-Verehrung warf, sondern beleuchtete auch die Bedeutung des Herzens, eines Schlüsselbegriffs des Romans und seiner Zeit.

Die Grußworte der Stadt Wetzlar und der „Muttergesellschaft“ in Weimar zeugten von der großen Wertschätzung unserer Gesellschaft. In einem freundschaftlichen Appell rief der Präsident der Goethe-Gesellschaft Weimar, Professor Stefan Matuschek, zudem dazu auf, gerade die den „Werther“ lesenden Deutschkurse stärker in das literarische Leben unserer Goethegesellschaften einzubinden.

Umrahmt wurden die Beiträge von der musikalischen Darbietung einer Rarität: Joachim Eichhorn am Spinett und die Sopranistin Nicole Tamburro präsentierten das von Beiratsmitglied Dieter Lehnhardt wiederentdeckte Lied „Einladung zum Spatziergang des Morgens“ des Kapellmeisters Ernst Christoph Dressler (1734-1779). Der Liedtext nahm die Zuhörenden mit zum Wetzlarer Brühlsbach, auf den Stoppelberg und schließlich an die Lahn. Dieter Lehnhardt gab zudem Einblicke in das bewegte Leben des Musikers und Lieddichters Dressler, der einige Jahre in Wetzlar verbrachte.

Auch kulinarisch blieb man dem 18. Jahrhundert treu: Zu den sich anschließenden Gesprächen wurden neben Sekt und Wein „Goethe-Pastetgen“ und Mandeltarte gereicht.

(22.01.2024)

 

Grußwort und Ansprache von Angelika Kunkel, Vorsitzende der Wetzlarer Goethegesellschaft

 

Liebe Goethe-Freundinnen, liebe Goethe-Freunde,

  • Wieviel Goethe braucht der Mensch?
  • Goethe – wozu und für wen?
  • Ist Goethe noch up to date?
  • Goethe und kein Ende?
  • Warum Goethe heute?

Mit diesen Fragen hat sich die Wetzlarer Goethegesellschaft in den fünf Jahrzehnten ihres Bestehens auseinandergesetzt.

In 309 Vorträgen näherten sich die interessierten Zuhörer nicht nur dem Phänomen des großen Dichters Goethe an, sondern ließen sich auch von der Gedankenwelt der Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts bis hin zur Moderne faszinieren.

Alles begann 1974 mit einem Inserat in der WNZ, welches sich an die Bevölkerung Wetzlar wandte.

In der Folgezeit wurden in bis heute 82 Broschüren das jeweilige Halbjahresprogramm angekündigt und verschickt. Die für den Versand erforderlichen Handarbeiten wurden regelmäßig von den dafür auserkorenen Vorstandsmitgliedern und ihren besseren Hälften erledigt.

Viele Einzelschritte waren nötig, um interessante Programme zu gestalten. Verantwortlich hierfür waren: die fünf Vorsitzenden: Herr Dr. Schierenberg, Herr Hedrich, Herr Dr. Wenzel, Herr Scholz und ich und ihre acht Stellvertreter: Herr Werner, Herr Petry, Herr Christ, Herr Kaetzler, Herr LeBlanc, Frau Lehnhardt-Raabe und Herr Meyer-Ellendt.

Sie versuchten in unzähligen Telefonaten und Briefen, Referenten nach Wetzlar einzuladen. Der Erfolg der Programme wurde auch durch das freundschaftliche Miteinander des Vorstandes mit dem diese Vorbereitungen begleitenden Beirat möglich.

Dem Wunsch unserer Mitglieder auch in kleinen überschaubaren Runden über Literatur ins Gespräch zu kommen, wurde an 158 Abenden nachgekommen. Diese Gesprächsabende wurden kenntnisreich moderiert und geführt von besonders klugen Köpfen aus unserer Mitgliedschaft.

Nur durch Reisen können neue Entdeckungen und Ansichten lebendig und rasch verbreitet werden – so Goethe 1822 an Kanzler Müller. Seit den Gründungsjahren ist die Wetzlarer Goethegesellschaft auf Reisen gegangen: entweder auf Spuren Goethes oder zu bekannten literarischen Gedenkstätten.

106 Exkursionen waren es bis heute: geplant und akribisch vorbereitet nicht nur vom Vorstand, sondern von besonders engagierten Mitgliedern. Die Schweiz, Böhmen, die schwäbische Dichterstraße, die Mark Brandenburg, das Elsass und Thüringen waren Ziele mehrtägiger Ausflüge, wobei die Reisen auf Goethes Spuren nach Italien bis hinunter nach Sizilien besondere Erlebnishöhepunkte waren. Die anschließenden Lichtbildervorträge vertieften das Erlebte. Mit voll besetzten Bussen besuchten die Reisenden Weimar und andere ostdeutsche Orte mit Goethebezug, dreimal sogar zu DDR-Zeiten.

49mal feierten wir am 28. August – ungeachtet des Wochentages, auf den er fiel – den Goethe-Geburtstag mit literarisch-musikalischen Darbietungen im Lottehof, in den Museen, in der Musikschule, und in den von Goethe besuchten Orten.

Zu den Programmpunkten gehörten auch literarische Spaziergänge, Theateraufführungen an historischen Stätten, Rezitationsabende und Lesungen mit anschließenden geselligen Gesprächen.

Viele Veranstaltungen konnten wir in Kooperation realisieren. Der gute Draht zum Kulturamt und den städtischen Museen haben vieles erleichtert. Bei dem Bestreben, ein interessantes und unterhaltsames Programm zu bieten, halfen uns: der Kultur Förder-Ring, das Statt-Theater, der Wetzlarer Geschichtsverein, der Kunstverein, die Heimatvereine Garbenheim und Volpertshausen, die Phantastische Bibliothek, die Stadtbibliothek, die Wetzlarer Partnergesellschaften, die deutsch-italienische, die deutsch-französische und die deutsch-englische Gesellschaft und auch die Goetheschule. Diesen allen sage ich auch in Ihrem Namen, liebe Mitglieder, herzlichen Dank für ihr Mitgestalten!

Die Goethegesellschaft Wetzlar zählt zurzeit 168 Mitglieder, wobei wir aber gerne noch wachsen wollen. Unsere Veranstaltungen standen und stehen jedem interessierten Bürger offen. So konnten wir immer wieder durch die vielfältigen und hochkarätigen Angebote neue Mitglieder gewinnen. Und vielleicht können Sie, wenn sich die Gelegenheit ergibt, von unseren Veranstaltungen erzählen und so das Interesse bei anderen für unsere Gesellschaft wecken.

Von einem wichtigen und damals wegweisenden Projekt muss ich noch berichten: unsere Partnerschaft mit der Goethegesellschaft Tambov in Russland. Die Verbindung kam über Pfarrer Küppers zustande, der Anfang der 90er Jahre regelmäßig Hilfslieferungen der evangelischen Kirchengemeinde nach Tambov organisierte. So kam es zu zwei Besuchen des damaligen Vorsitzenden, Herrn Hedrich in Tambov, auf dessen Anregung 1994 die damals erst zweite Goethegesellschaft in Russland von der Professorin Lili Kaufmann von der Fakultät für die deutsche Sprache an der Dershavin Universität Tambov ins Leben gerufen wurde. Einige von Ihnen werden sich sicherlich noch an ihre Vorträge hier in Wetzlar erinnern. Der wesentlich Inhalt der Partnerschaft, die ohne finanzielle Zuwendungen der Goethegesellschaft Wetzlar gelebt hat und bis zu Beginn der Corona-Epidemie funktionierte, bestand darin, Studenten der Universität Tambov die Möglichkeit zu geben, Leben und Werk des „Weltbürgers Goethe“ in offener Begegnung kennen zu lernen. Einige unserer Mitglieder haben mit Spenden und Beherbergung uneigennützig dazu beigetragen. Mit Hilfe des CVJM Kreisverbandes Wetzlar kam es zu Begegnungen junger Menschen im jährlichen Wechsel hier und in Tambov. Und eine kleine Delegation der Goethegesellschaft Wetzlar reiste jedes Jahr, insgesamt 22 Mal auf eigene Kosten nach Tambov, um eine Woche lang Vorträge vor deutsch-sprachigen Studenten zu halten. Zu diesen Delegationen gehörten mehrfach Cornelia Kühn-Leitz und eine Literaturwissenschaftlerin aus Marburg. Die Goethegesellschaft Tambov existiert noch, der Kontakt gestaltet sich, wie Sie sich denken können, schwierig. Die freundschaftlichen Beziehungen bestehen weiterhin. Diese einzigartige Partnerschaft wird von der Muttergesellschaft in Weimar hoch angesehen und unterstützt.

Mit den genannten Zahlen habe ich versucht, die fünfzig Jahre der Goethegesellschaft Wetzlar zu umreißen.

Dazu passt eine Bemerkung Goethes an seinen Diener Riemer:

„Die Zahlen sind, wie unsere armen Worte, nur Versuche, die Erscheinungen zu erfassen und auszudrücken, ewig unzureichende Annäherungen.“

Angelika Kunkel

 

Grußwort von Prof. Stefan Matuschek, Präsident der Goethe-Gesellschaft Weimar

 

Liebe Goethe-Gesellschaft in Wetzlar,

wenn Sie heute Ihr 50jähriges Bestehen feiern, dann sieht man gleich, wie literaturgeschichtlich einschlägig Sie Ihr Gründungsjahr gewählt haben. Es war das 200. Werther-Jubiläum. Jetzt sind wir ein halbes Jahrhundert weiter, und ich liege wohl nicht falsch mit der Annahme, dass Sie, wenn Sie sich in diesem Jahr feiern, auch des Romans gedenken werden, der inspirationsgeschichtlich mit Ihrer Stadt verbunden ist. Das erste deutschsprachige literarische Werk, das über die Sprachgrenzen hinaus Erfolg hatte, wurde durch eine Personenkonstellation in Ihrer Stadt angeregt. Die internationale Wahrnehmung der deutschsprachigen Literatur beginnt mit einer Wetzlarer Geschichte. Ihr Stadtmuseum, habe ich gelesen, plant eine Ausstellung dazu, und die Goethe-Gesellschaft am Ort beweist, dass diese literarische Erinnerung nicht nur in den öffentlichen Bildungsinstitutionen am Leben erhalten wird, sondern im privaten, persönlichen Engagement von Literaturliebhaberinnen und -liebhabern tatsächlich lebt. Deshalb haben Sie einen guten Grund, sich mit dem Roman auch selbst zu feiern. Denn auch der Roman lebt nur in der Weise fort, wie er gelesen und besprochen wird. Die Goethe-Gesellschaft ist der wichtigste Ort, an dem dies außerhalb der staatlichen Bildungseinrichtungen geschieht.

Es wird in diesem Jahr viel ‚gewerthert‘ werden; nicht nur in Wetzlar, Frankfurt und Weimar. Es wäre das Beste, wenn diese Unternehmungen der Goethe-Gedenkstätten und Goethe-Gesellschaften mit denen zusammenkämen, die schon sehr lange und kontinuierlich ‚werthern‘: mit den Schulen. Wir werden das in Weimar versuchen, indem wir im Jahresprogramm der Goethe-Gesellschaft Vorträge speziell für Deutschkurse anbieten. Ich bin gespannt, ob wir damit Erfolg haben. Wenn ja, wird das zu einer geradezu schockartigen Verjüngung unseres Publikums führen. Vielleicht machen Sie das in Wetzlar schon längst so, dann bin ich auf Ihre Erfahrungen neugierig. Wenn nicht, kann ich es Ihnen empfehlen. Das Werther-Jahr bietet ja einen guten Anlass dazu. Wenn man seinen Fünfzigsten feiert, lädt man ja gern mehr ein als sonst. Ich wünsche Ihnen zu Ihrem Jubiläum ein volles Haus mit vielen seltenen, neuen Gästen – und natürlich auch mit denen, deren kontinuierlicher Einsatz das alles möglich macht. Ihnen gilt meine besondere Gratulation!

Herzlich

Ihr Stefan Matuschek

*

 

Ein Brief unseres Mitglieds Dr. Uwe Petry

Liebe Frau Kunkel, meine sehr verehrten Damen und Herren,

ein großer Frankfurter Dichter und Begründer der Neuen Frankfurter Schule, Robert Gernhardt, schlüpfte in den 1970er Jahren in die Rolle des Apostels Paulus. Heraus kam eine Reihe von prägnant zugespitzten Kurzgedichten im Stil der Sponti-Sprüche der 68er Bewegung. Zu einem dieser Sprüche will ich mich in meiner Verlegenheit hier und jetzt flüchten. Er lautet: „Paulus schrieb den Irokesen: Euch schreib ich nichts, lernt erst mal lesen.“ Ob Robert Gernhardt den Irokesen tatsächlich Bildungsferne andichten wollte, möchte ich bezweifeln. Wichtiger scheint mir für die Auslegung des Gedichts, dass es selbst für den Apostel Momente gab, in denen er nichts zu schreiben, respektive zu sagen wusste. Und so geht es mir heute. Ich muss es leider rundheraus zugeben: Vom Goethe-Institut kommt für die heutige Veranstaltung kein Grußwort. Lassen Sie mich bitte mit ein paar Sätzen um Verständnis für diese Verweigerung werben.

Es ist nur wenig bekannt, dass das Goethe-Institut zu seinem Namen kam wie die berühmte Jungfrau zum Kind. Im Vorfeld des Goethe-Jubiläumsjahres 1932 plante die in München ansässige Deutsche Akademie, eine von Geistesgrößen wie Thomas Mann gegründete Einrichtung zur Förderung deutscher Nationalkultur, ein Institut zur Ausbildung ausländischer Deutschlehrer ins Leben zu rufen. Die Finanzen waren jedoch knapp. Deshalb wandte man sich an die Goethe-Gesellschaft, die dabei war, Spenden für das besagte Goethe-Jubiläum einzusammeln. Man sicherte zu, dass gegen Beteiligung an dem Spendenaufkommen das neue Institut den Namen Goethe-Institut tragen werde. Dies sei dann für beide Seiten, wie man heute sagen würde, eine „win-win-Situation“. Ob damals Spenden nach München flossen, lässt sich der Aktenlage nicht mit Sicherheit entnehmen. Der Taufname der Einrichtung war damit jedoch gefunden und wurde im Jahr 1951, bei der politischen Neugründung des Goethe-Instituts, einfach beibehalten.

Das heutige Goethe-Institut stellt man sich am besten am Beispiel des berühmten Tischbein-Porträts „Goethe in der römischen Campagna“ vor. Der große Hut repräsentiert Goethe als Schirmherrn der Institution. Er findet seine Entsprechung im sorgfältig gepflegten Markenauftritt des Goethe-Instituts mit Logo, österlich-grüner Signalfarbe und allem, was sonst noch zur Darstellung der „corporate identity“ dazugehört.

Unter diesem großen Hut wirft sich allerdings nicht der Namenspatron in Pose. Diese Position wird vielmehr vom Generalsekretär des Goethe-Instituts eingenommen. Anstelle des Dichters findet man also einen Kulturmanager. Was ihn mit Goethes Erbe verbindet, wird er sicherlich im privaten Gespräch gerne offenlegen. In offizieller Funktion reduziert sich seine Goethe-Affinität aber zwangsläufig auf folgende, mantra-artig vorzutragenden Verse: „Zum Gelde drängt, am Gelde hängt doch alles. Ach, wir Armen!“. Dabei hofft er, dass die mit diesem Anklang an Goethes Faust angesprochenen politisch Verantwortlichen reflexartig das Reimwort „Erbarmen“ assoziieren und entsprechend handeln.

Vielleicht konnte ich Ihnen damit nahebringen, dass zwischen der Sphäre eines auf allen fünf Kontinenten Verantwortung tragenden Kulturmanagements und dem ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Engagement, für das die Wetzlarer Goethe-Gesellschaft seit 50 Jahren in herausragender Weise einsteht, Welten liegen. Trotzdem bleiben die Kultur und die Pflege des kulturellen Erbes gemeinsame Bezugspunkte, an denen zu arbeiten sich unbedingt lohnt, egal aus welcher Perspektive.

Ich wünsche dem Vorstand, den Mitgliedern und dem Publikum der Wetzlarer Goethe-Gesellschaft, dass Sie auch weiterhin die Fackel der Kultur und Literatur in dieser Stadt hochhalten. Es braucht daraus nicht gleich ein weltweites Lauffeuer zu entstehen, wie es der Werther-Roman erzeugt hat.

Dr. Uwe Petry

Jahreshauptversammlung für das Geschäftsjahr 2023

Phantastische Bibliothek, Turmstraße 20

Jahreshauptversammlung für das Geschäftsjahr 2023

Tagesordnung:

  1. Bericht der Vorsitzenden
  2. Bericht der Schatzmeisterin und der Kassenprüfer
  3. Nachwahl eines Kassenprüfers
  4. Anträge

Anträge zur Beschlussfassung in der Jahreshauptversammlung sind bis spätestens 1. März 2024 beim Vorstand einzureichen.

  1. Anfragen und Verschiedenes

Diese Ankündigung gilt als satzungsgemäße Einladung, da die vorliegende Programmübersicht an alle Mitglieder verschickt wird.

Im Anschluss an die Jahreshauptversammlung: 

Vortrag von Dr. Bertold Heizmann (Essen): „Werther 250. Alte und neue Leiden“

Der „Werther“ hinterlässt nicht nur in der Literaturgeschichte eine breite Spur, sondern auch in anderen Disziplinen: So spricht man in der Sozialpsychologie vom „Werther-Effekt“ und meint damit die „Nacheiferung“ des Suizids. Aber basiert dieser Ausdruck, der nicht mit dem „Wertherfieber“ verwechselt werden darf, möglicherweise auf einem fatalen Irrtum? Goethes eigene Äußerungen lassen Zweifel aufkommen. Eine Fülle von Fehldeutungen, Nachbildungen, Parodien folgte dem Erscheinen seines Romans vor 250 Jahren, und schon bald war Goethe „das Ausgraben und Sezieren [s]eines armen Werther so satt“, wie er am 7. März 1775 schrieb.

Dr. Bertold Heizmann, promovierter Literaturwissenschaftler und Vorsitzender der Goethe-Gesellschaft Essen, geht der wechselvollen Rezeption des  „Werther“-Romans nach und versucht aufzuzeigen, wie jede Generationvon der Goethezeit über Ulrich Plenzdorf bis heutesich den Stoff aneignet, umformt, verfremdet und ihn lebendig hält, indem sie eigene Pointen setzt.

 

Grußwort zum neuen Jahr 2024

Liebe Goethe-Freundinnen, liebe Goethe-Freunde,

mit der ersten Strophe aus Goethes Gedicht „Zum neuen Jahr“ möchte ich Sie zu unserem Jubiläumsjahr 2024 herzlich begrüßen!

Zwischen dem Alten,
Zwischen dem Neuen
Hier uns zu freuen,
Schenkt uns das Glück,
Und das Vergangne
Heißt mit Vertrauen
Vorwärts zu schauen,
Schauen zurück.

(Johann Wolfgang von Goethe: Zum neuen Jahr 1802, aus: Gedichte, Ausgabe letzter Hand)

Passend zum Erscheinen von Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ vor 250 Jahren präsentieren wir Ihnen in diesem ersten Halbjahr ein Programm, das sich dem „Werther“ aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln nähert. Nachdem uns Johannes Saltzwedel ins Entstehungsjahr des „Werthers“ mitnimmt und ein Kaleidoskop des Jahres 1774 ausbreitet, spüren Bertold Heizmann und Bernd Kemter der Rezeptionsgeschichte dieses Werkes nach. Barbara Steingießer blättert mit uns im Weimarer „Journal des Luxus und der Moden“, und im Juni reisen wir für einen Tag per Bus nach Darmstadt.

Wir freuen uns über Ihre rege Teilnahme bei all unseren Veranstaltungen!

Mit den besten Wünschen für das neue Jahr

im Namen des Vorstands und des Beirats

Angelika Kunkel, Erste Vorsitzende

Goetheschule:  „Ich muss Ihnen schreiben, liebe Lotte!“

Lesungen und Kurzvorträge:  „Ich muss Ihnen schreiben, liebe Lotte!“ – Briefkultur um 1800

Zum Jahresabschluss findet unsere Veranstaltung an einem sehr besonderen und für uns gänzlich neuen Ort statt: In der Mediothek der Goetheschule Wetzlar sind wir Gäste einiger dort tätiger Lernenden und Lehrenden. Sie erzählen uns vom Briefeschreiben in der Goethezeit und rezitieren ausgewählte Werke. So hören wir aus dem privaten und literarischen Briefwechsel Goethes mit Christiane Vulpius, Charlotte von Stein u. A. oder aus Goethes Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“.

Georg Weigand, wissenschaftlicher Volontär bei den städtischen Sammlungen Wetzlar, gibt uns gleichzeitig einen Einblick in die Briefkultur um 1800 unter dem Aspekt „Schreibkultur zwischen ‚Werther‘-Roman und Briefsteller“. Die Bedeutung des Briefverkehrs in der Zeit um 1800 kann dabei kaum hoch genug geschätzt werden; Briefe waren nicht nur ein Mittel, um Nachrichten auszutauschen, sondern hielten Verbindung zwischen Menschen, die weit entfernt waren. „Goethe hat wohl annähernd 24.000 Briefe bekommen. Etwa 20.000 mag er selber geschrieben haben – an mehr als 1.700 verschiedene Adressaten.“ (Albrecht Schöne)

Nach der Veranstaltung haben interessierte Mitglieder unserer Goethe-Gesellschaft zusätzlich die Gelegenheit, in einer halbstündigen Führung die 2021 neueröffnete Wetzlarer Goetheschule kennen zu lernen.

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Anmeldungen werden erbeten bei Angelika Kunkel, Tel. 06441 – 42114 oder per E-Mail an: vorstand@wetzlarer-goethe-gesellschaft.de. Treffpunkt ist der Haupteingang der Goetheschule, Aufzüge sind vorhanden, Parkmöglichkeit besteht vor dem Europabad.

 

 

Die Zukunft der Goethe-Gesellschaften im Dialog

Phantastische Bibliothek Wetzlar, Turmstraße 20

Vortrag von Dr. Hannes Höfer (Weimar): Die Zukunft der Goethe-Gesellschaften im Dialog

50 Jahre, nachdem sich im Dezember 1973 eine Handvoll Goethefreunde und -freundinnen im Wohnzimmer von Frau Dr. Hanny Pfeiffer trafen und beschlossen, in Wetzlar eine Goethe-Gesellschaft zu gründen, möchten wir mit Ihnen bei Tee und Gebäck ein paar Erinnerungen an die vielen gemeinsamen Jahre und Unternehmungen austauschen. Anschließend wird uns Dr. Hannes Hoefer von unserer „Muttergesellschaft“ in Weimar in einem Vortrag über die weltumspannende Idee der Goethe-Gesellschaften berichten. Die Gesellschaft in Weimar hat sich dabei der Aufgabe verschrieben, „Goethe in seiner gegenwärtigen Bedeutung zur Geltung zu bringen“.

Doch wie zeitgemäß ist diese Aufgabe, denn welche Bedeutung besitzt Goethe gegenwärtig noch? Wie ließe sich die Aufgabe heute angehen? Und wen will man auf welchen Wegen erreichen? Dr. Hannes Höfer ist seit Mitte 2022 Geschäftsführer der Goethe-Gesellschaft in Weimar und spricht über die zukünftige Ausrichtung der Gesellschaft und ihre Pläne.

 

Wolfgang Bunzel: Spielarten des romantischen Märchens

Phantastische Bibliothek Wetzlar, Turmstraße 20

Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Bunzel (Frankfurt): Spielarten des romantischen Märchens

 Novalis, Ölgemälde von Franz Gareis, um 1799.

 „Wenn wir heute von Märchen sprechen, dann denken wir meist nur an einen Typus wunderbarer Geschichten, nämlich die allseits bekannten ‚Kinder- und Haus-Märchen‘ der Brüder Grimm. Die Romantiker haben sich aber schon vor den Grimms für Märchen interessiert. Der Vortrag stellt die wichtigsten Spielarten des romantischen Märchens vor und geht dabei auf Texte von Novalis, Ludwig Tieck, Clemens Brentano, E.T.A. Hoffmann und Bettine von Arnim ein. Dabei wird erkennbar, wie vielfältig die Märchenproduktion in der Romantik tatsächlich war.“ (W. Bunzel)

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Nach dem Studium der Germanistik, Komparatistik und Philosophie an den Universitäten Regensburg und München promovierte Wolfgang Bunzel mit einer Arbeit über Goethes Veröffentlichungen in Musenalmanachen und literarischen Taschenbüchern. Seit 2007 ist Wolfgang Bunzel Leiter der Forschungsstelle Romantik beim Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt.

Thomas und John Armin Sander / Renate von Charlottenburg: Märchen der Romantik

Phantastische Bibliothek Wetzlar, Turmstraße 20

Szenische Lesung und Vernissage:

 „Die zertanzten Schuhe“ – Märchen der Romantik

 Thomas und John Armin Sander / Renate von Charlottenburg

 Zu einem märchenhaften Abend laden uns die Phantastische Bibliothek Wetzlar und der Kulturförderring Wetzlar ein: Mit einem musikalischen Highlight wird die Ausstellung „Romantische Märchen“ der Berliner Künstlerin Renate von Charlottenburg eröffnet, wozu das Duo Thomas und John Armin Sander auf der Grundlage des Grimm’schen Märchens „Die zertanzten Schuhe“ eine szenische Lesung halten werden, die Text und Musik in einen harmonisch-spannungsgeladenen Einklang bringt.

Die Veranstaltung ist der Auftakt zu einem Lesezyklus, der bis in den November 2023 die bekanntesten Märchen von Tieck über Brentano bis Hauff zu neuem Leben erweckt. Umrahmt von den feinen Zeichnungen der Künstlerin Renate von Charlottenburg können Literaturfreunde an sechs aufeinanderfolgenden Donnerstagen jeweils um 19:00 Uhr in die wunderbare Welt der romantischen Kunstmärchen eintauchen. Renate von Charlottenburg, die auch selbst Märchen schreibt, wird zudem am 2. November zum Abschluss der Veranstaltung kommen und eigene Texte lesen.

 

Alle Lesungen im Abonnement kosten 40,– Euro, ermäßigt für Mitglieder der Wetzlar Goethe-Gesellschaft 35,– Euro. Einzelkarte 8,– Euro, ermäßigt 5,– Euro. Anmeldungen sind unter mail@phantastik.eu oder telefonisch unter 06441 – 40010 möglich. Verkauf des Abonnements in der Phantastischen Bibliothek und an der Abendkasse. Zu dieser Veranstaltungsreihe wird eine separate Broschüre erscheinen, erhältlich in der Phantastischen Bibliothek, der Stadtbibliothek oder im Kulturamt.

 

Phantastische Bibliothek Wetzlar, Turmstraße 20

Grußwort von Angelika Kunkel 2023

Liebe Goethe-Freundinnen, liebe Goethe-Freunde!

„Nichts aus Büchern, sondern durch lebendigen Ideen-Tausch, durch heitere Geselligkeit müßt Ihr lernen.“ Dies sagt der 69-jährige Johann Wolfgang von Goethe 1818 zu seiner Schwiegertochter Ottilie von Pogwisch, so wie es uns ihre Freundin Julie von Egloffstein berichtet.

Im Sinne dieses „lebendigen Ideen-Tauschs“ haben wir im zweiten Halbjahr 2023 die Möglichkeit, in einer Veranstaltungsreihe der Phantastischen Bibliothek romantische Märchen gelesen zu hören. Hierzu haben wir mit Wolfgang Bunzel einen ausgewiesenen Romantik-Experten eingeladen, der uns von den vielen „Spielarten des romantischen Märchens“ berichtet.

Nachdem uns dann im November ein Gast von der Goethe-Gesellschaft in Weimar vom weltumspannenden Netzwerk der Goethe-Gesellschaften berichtet, werden wir im Dezember als Gäste der Goetheschule Wetzlar durch Lehrer und Schüler empfangen, die uns Briefe der Goethezeit präsentieren und Einblick gewähren in ihre Schule, die Goethes Namen trägt.

Mit besten Grüßen im Namen des Vorstands und des Beirats

Angelika Kunkel, Vorsitzende

Goethe, Götz und die Gerechtigkeit – Besuch des Reichskammergerichtsmuseums

Reichskammergerichtsmuseum, Hofstatt 19, Wetzlar 

Goethes 274. Geburtstag

Goethe, Götz und die Gerechtigkeit – Besuch des Reichskammergerichtsmuseums

Vor 250 Jahren erschien Goethes Ritterdrama „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“, das ein ganz neues Theater- und Lesepublikum anzog. Die Vorsitzende des Wetzlarer Geschichtsvereins, Oda Peter, erzählt uns von „Goethe, Götz und der Gerechtigkeit“, wir können uns in der Ausstellung umsehen und sitzen anschließend noch bei einem Glas Wein im Museumshof.

Anmeldungen werden erbeten bei Angelika Kunkel, Tel. 06441 – 42114 oder per E-Mail an: vorstand@wetzlarer-goethe-gesellschaft.de.

„Es ist eine Wollust, einen großen Mann zu sehn.“ (J. W. v. Goethe „Götz von Berlichingen“, Erster Akt/ Herberge)

Der junge Götz. Porträt nach einem Gemälde von 1535. (c) Wikipedia