Vortrag mit Rezitationen
Dr. Wolfgang Keul (Aßlar): „Ich wollte dir ein Liebeslied schreiben … .“ – Ein Streifzug durch die deutschsprachige Liebeslyrik
„Dû bist mîn, ih bin dîn. / Des solt dû gewis sîn.
Dû bist beslozzen / in mînem herzen,
verlorn ist das sluzzellîn: / Dû muost ouch immêr darinne sîn.“
Anonym, Ende des 12. Jahrhunderts
So dichtete wahrscheinlich eine Frau bereits um das Jahr 1200. Vom Hochmittelalter bis in die Gegenwart spannt sich in zahllosen lyrischen Gedichten die Liebe als unermessliches Thema in immer neuen Variationen. Dabei schöpfen die Autoren und Autorinnen häufig aus ihrem subjektiven Erleben, das sie umgestalten, poetisch verfremden, in allgemeine Aussagen kleiden. – Mehr oder weniger verschlüsselt treten die realen Persönlichkeiten hinter der künstlerischen Gestaltung zutage – je nachdem, wie groß oder gering die Scheu ist, das Innere vor der Öffentlichkeit auszubreiten, oder umgekehrt das Bedürfnis, für relevant Erachtetes zu vermitteln. Wie unverhüllt bieten sich die jeweiligen Charaktere dar, wie verborgen bleiben sie hinter der poetischen Verfremdung? Der Vortrag versucht, vier unterschiedliche Bewältigungen eigener Erfahrungen zu erhellen – von Johann Wolfgang Goethe, Annette von Droste-Hülshoff, Bertolt Brecht und Marie Luise Kaschnitz.
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Wolfgang Keul stammt aus Aßlar. Er besuchte die Goethe-Schule in Wetzlar und legte dort das Abitur ab. Danach studierte er an der Justus-Liebig-Universität Gießen Deutsch und Geschichte und wurde im Fach Geschichte promoviert. Beruflich unterrichtete er seine Studienfächer an der Goetheschule und bekleidete dort eine Funktion in der Schulleitung. Derzeit arbeitet er an einer Publikation über die Gestaltung historischer Ereignisse in fiktionalen Texten.